Eröffnung der ersten Linie
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Anfang November 1924 reist eine hochkarätige Delegation aus Bern nach Arbon, um die ersten Omnibusse bei der Saurer AG persönlich abzuholen. In einer achtstündigen Fahrt auf ungeteerten Landstrassen erreichen die Wagen die Bundesstadt. Stolz berichtet die Berner Presse von diesem Ereignis.
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Zeitungsartikel (Berner Tagwacht, 1924 11 10, Seite 2)
Auch ein Zürcher Journalist reist mit und berichtet voller Bewunderung.
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Zeitungsartikel (NZZ, 1924 11 14, Seiten 6/7)
Am Samstag, 15. November 1924 ist der grosse Tag gekommen: Unter reger Anteilnahme der Bevölkerung wird die neue Stadtomnibuslinie eröffnet. Vertreter der Behörden, Industrie und Verwaltung besichtigen die neu gebaute Busgarage am Eigerplatz und fahren mit den neuen Bussen nach Bümpliz, wo sie von viel Volk und Blasmusik empfangen werden. Während die Ehrengäste im Gasthof Löwen ein Glas Weisswein geniessen, darf die Dorfjugend zu einer Dorfrundfahrt in die neuen Omnibusse einsteigen. «Voll Stolz berichteten die Knirpse von Genuss und Gefahr einer solchen Riesenfahrt.»
Anschliessend fährt die Festgemeinde via Bern nach Ostermundigen, das nach nur 20-minütiger Fahrt erreicht wird. Auch da gibt es einen grossen Empfang mit Ansprachen, Blasmusik und Wein.
Eröffnungsfeier 1924 in Ostermundigen und Bümpliz (Burgerbibliothek Sammlung Suter 1 523, Archiv BERNMOBIL)
Am Sonntag, 16. November 1924 wird der reguläre Betrieb aufgenommen. Zu Beginn verkehren an den Werktagen zwei Kurse pro Stunde, doch schon bald wird der Fahrplan auf drei Kurse pro Stunde verdichtet. Am Sonntag fährt zunächst nur ein Kurs pro Stunde, doch zeigt sich rasch, dass das nicht reicht: Eine Busfahrt «aufs Land» nach Bümpliz oder Ostermundigen wird für die Stadtbernerinnen und -berner zum beliebten Freizeitvergnügen.
BERNMOBIL-Podcast
In der zweiten Folge unserer dreiteiligen historique-Serie erklärt Andreas Messerli, Geschäftsführer der Stiftung BERNMOBIL historique, warum der Autobus 5 von Saurer bei den Fahrgästen so gut ankam.
Erinnerungen eines Omnibuschauffeurs
Hören Sie im Zweiteiler, wie Herr Pfeuti «Kraftwagenführer» wurde und was für Herausforderungen der Aargauerstalden mit sich brachte. So viel vorweg: Er war froh, als sein erster Arbeitstag zu Ende ging.
Die Streckenführung
Die Streckenführung ist noch etwas anders als heute: Nach Bümpliz fahren die Busse vom Bubenbergplatz via Laupenstrasse zum Inselplatz, dann durch die Freiburgstrasse zum heutigen Europaplatz (die Schlossstrasse existiert noch nicht) und weiter nach Bümpliz. Nach Ostermundigen fahren sie via Bärengraben zum Rosengarten und dann weiter via Schosshaldenfriedhof bis zur heutigen Haltestelle Wegmühlegässli.
Die im Linienplan markierten Orte sind die Taxgrenzen, dazwischen gibt es noch weitere Haltestellen.
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Plan der ersten Linien mit Taxgrenzen (Archiv BERNMOBIL)
Die Fahrpreise 1924
- für eine Fahrt auf 1 – 3 Teilstrecken 20 Rp.
- für eine Fahrt auf 4 und 5 Teilstrecken 30 Rp.
- für eine Fahrt auf 6 – 8 Teilstrecken 40 Rp.
Zum Vergleich: 1925 kosteten 500 Gramm Ruchbrot 60 Rappen (Konsumentenpreise für einzelne Artikel des Landesindex seit 1914, 18.02.2024).
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Fahrschein von 1924 (Peter Tschanz, Berner Trambuch)
Die Abgabe der Fahrscheine erfolgt vor Antritt der Fahrt durch den Wagenführer. Es darf mit dem gleichen Fahrschein nicht umgestiegen werden, für die Weiterfahrt mit dem Tram ist ein weiterer Fahrschein zu lösen. Das wird bis 1947 so bleiben. Alle Details zur Nutzung der Fahrausweise sind im Adressbuch der Stadt Bern aufgeführt.
Details zu Nutzung der Fahrausweise (Adressbuch Stadt Bern 1925)
Weiterführende Informationen
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